Paradigmen

und ihr Wechsel

• menschliche Lebensumstände und kulturelle Evolution unter dem Aspekt des Paradigmenwechsels • ©Paradigmen2002 •

Heliozentrik

  

Geozentrik:

Es ist nun mal eine Tatsache, dass wir unsere Erde
als absolut stillstehende flache oder bergige Scheibe erleben, also weder die täglich einmalige Drehung der Erde um die eigene Achse (Rotation) spüren noch die unvorstellbare Geschwindigkeit auch nur ahnen, mit der die Erde innerhalb eines Jahres einmal um die Sonne rast (Umlauf, Revolution): Fast 30 km/sec, – das sind 108.000 km/h – legt sie dabei zurück (also fast das 100fache der 1235 km/h betragenden Schallgeschwindigkeit in Luft!). Zugleich rotiert die Erde äquatorial mit etwa 465 m/sec - also deutlich schneller als der Luft-Schall (343m/sec) - einmal täglich um die eigene Achse und unsere Milchstraße/die Galaxis weist die unvorstellbare Umlaufgeschwindigkeit von knapp 1 Mio km/h auf, ohne dass uns die Haare zerzaust werden! Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass auf der Erdkugel unseren Füßen entgegen Antipoden mit den gleichen Sinnestäuschungen leben wie wir.
Diese sinnlichen Erfahrungen und das alltägliche Erleben von Sonnen-, Mond- und Sternen-Aufgängen machen es verständlich, dass von Alters her diese Eindrücke als die tatsächlichen Verhältnisse geglaubt wurden:

"Die Erde ist der ruhende, flache Mittelpunkt des Weltalls. So sieht und spürt es doch jeder Mensch. Warum sollte es also falsch sein?"




Geschwindigkeiten

Objekt
km/h
m/sec
Luftschall1 235343
Erde (Rotation/äquatorial)1 674465
Erde (Rotation/≈24°NB/SB)1 235343
Erde (Revolution)108 00030 000
Galaxis950 400264 000





Heliozentrik:

Es ist phänomenal: Wir wissen zwar, dass sich das Universum mit seiner unendlichen Raumtiefe in unvorstellbare Weiten erstreckt. Wir ahnen beim nächtlichen Blick in den sternenklaren Himmel mit Ehrfurcht diese ganz und gar übermenschlichen Ausmaße. Ja, wir sind von diesem Universum fasziniert, verehren es und empfinden gleichzeitig Furcht und Schrecken. Doch tatsächlich sehen wir nur ein zweidimensionales "Firmament", ein "Himmelszelt". Mangels jeglicher Größenvergleiche wirkt der Sternenhimmel wie ein mit gleißenden, funkelnden Diamanten bestickter schwarz-blauer Samt. Und dieses Firmament, diese samtene Hohlkugel dreht sich scheinbar um unsere Erde als Mittelpunkt.

Nur nach langjährigen Beobachtungen, Berechnungen und Bearbeitungen überlieferter und eigener Messwerte gelingt es schließlich Nikolaus Kopernikus (1473-1543), das heliozentrische Planetensystem zu beweisen. Was im 4./3. Jahrhundert vuZ Herakleïdes und Aristarch von Samos schon vermuten aber freilich nicht beweisen können, was Nikolaus Cusanus (1401-1464) als theologisch-spekulative Schlussfolgerung erkennt, nämlich, dass die Erde kein Zentralgestirn eines unermesslichen Universums sein könne, all dies hat lange Zeit keinen Bestand gegenüber den Berechnungen des oberägyptischen Mathematikers und Astronomen Ptolemäus aus Alexandrien, der im 2. Jahrhundert uZ das geozentrische Planetensystem begründet, welches dann für etwa 1300 Jahre Bestand in der wissenschaftlichen Welt und weitere 450 Jahre in der katholischen Amtskirche haben soll. Die Kirche erkannte ganz richtig, dass mit derartigen wissenschaftlichen Fakten ihre Lehre bis in die Grundfesten erschüttert und letztlich zerstört wird als ein nie ernsthaft renoviertes Gedankengebäude irrender Menschen. Die richtigen Schlüsse und Konsequenzen zu ziehen, war und ist dieser Verein irrender Menschen nicht willens. Alle Menschen müssen Fehler korrigieren, nur so ist ein Fortschritt in der menschlichen Gesellschaft möglich ...

Kopernikus befreit uns von diesem "engen Horizont", diesem fundamentalen anthropozentrischen Irrtum. Wir müssen, nein dürfen unsere Erde als bescheiden kleinen und dauerlaufenden Himmelskörper unter anderen einstufen, nicht als herrschendes ruhendes Zentrum des Alls mit dem Papst als "gottgegebenes" Machtzentrum, sondern als einen der kleinsten Planeten in einem übergeordneten, nämlich heliozentrischen System. Wir ahnen, wie fruchtbar, wie revolutionär sich die kopernikanische heliozentrische Systematik auswirkt, wie sich die katholische Kirche bloßgestellt, wie sie ihre "unfehlbaren" kosmologischen und feudalsoziologischen Lehren ins Wanken geraten bzw. widerlegt sieht und wie begeistert etwa ein G. Bruno (1548-1600/Scheiterhaufen-Mord) von den Beweisen des Kopernikus sein wird. Denn er geht als ehemaliger Dominikanermönch, der wegen der unsittlichen und geistig unfreien Verhältnisse den Orden 1576 fluchtartig verlassen hatte, als Philosoph, Theologe und Autor intuitiv noch viel weiter als Kopernikus: Er ist sich sicher, dass unser Sonnensystem nur eines von unzähligen anderen in einem unendlichen Universum sei. Und die künftigen Forschungen werden ihm Recht geben. Kopernikus erkennt das Prinzip des Sonnensystems, Bruno das System des Universums und der Unendlichkeit von Raum und Zeit. Kopernikus sieht unser Sonnensystem noch als solitäres Zentrum des Weltalls an. Hierbei vermutet er eine weitere, die damals bekannten sechs Planetenbahnen umgebende kristalline Schale für das immobile gesamte übrige Firmament. Auch geht er noch von kreisförmigen Umlaufbahnen aus, die erst von J. Kepler nach 1601 als elliptisch erkannt werden.

Auch G. Galilei vertritt das kopernikanisch-heliozen-trische System, lässt sich aber 1633 unter Folterandrohungen der Heiligen Inquisition zum Widerruf zwingen. Im Rahmen der Gegenreformation mit der Heiligen Inquisition wird die Kirche die Vertreter und Anhänger der kopernikanischen Revolution unterdrücken und zu vernichten suchen. 1992(!) gesteht der Vatikan ein, dass Galilei mit seinem Eintreten für das kopernikanische Weltsystem Recht hatte. Welch eine "hochwürdige", "heilige" Arroganz und höllische Dummheit!

Ungezählte weitere heliozentrische Planetensysteme im All sind inzwischen nachgewiesen und geben folgerichtig der Vermutung extraterrestrischen Lebens in anderen Galaxien Nahrung ...  Ist nicht mit größter Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass unter den milliarden Sonnensystemen Planeten mit günstigen Lebensbedingungen existieren?! Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist so unendlich größer als etwa für einen Hauptgewinn in der Lotterie, dass es töricht wäre, sie zu verneinen. Auch wenn dieses Leben auf anderen Planeten Lichtjahre entfernt ist, wir müssen davon ausgehen, nicht allein zu sein, vielleicht an intelligenteren, moralisch überlegenen Lebewesen erkennen zu müssen, dass nicht das Universum uns braucht; umgekehrt aber wir das All, in dem unser Heimat-Planet gleichsam wie ein Sandkorn in unserem Sonnensystem, wie ein Staubkörnchen in unserer Galaxis und wie ein Elektron im Universum kreist. Wir haben ein für allemal nur den Planeten Erde zu unserer Verfügung. Denn es bleibt bei Forschungsprogrammen wie SETI die Frage, was mit Signalen aus extraterrestrischen Welten angefangen werden kann, wenn diese doch vor hunderten bis tausenden Lichtjahren abgegeben worden sind. Bezüglich unserer Erde sind also transgalaktische Auswanderungs-, Auswegs- und damit mögliche Ex-und-Hopp-Phantasien ganz und gar nicht angebracht! Diese Welten sind für uns auf "immer und ewig" lebend unerreichbar ...
Es bliebe aber noch die Möglichkeit, unseren Müll ins All zu schießen, um etwa die unrentabelste und giftigste Energie-Form, die Atomenergie, mit weiteren Steuermilliarden zu verschlimmbessern ...