In den Stromoasen am unteren Nil und Euphrat-Tigris vollzieht sich der
Aufstieg des Menschen zur Hochkultur und damit zur geschichtlichen Existenz.
Höhepunkt orientalischer Geschichte bedeuten seitdem die Großreichs- bzw.
Weltreichsbildungen unter einem kraftvollen, erobernden Alleinherrschertum.
Die ersten Hochkulturen entstanden vor etwa 5
.000 Jahren. Genauer erforscht
sind ua die mesopotamische Hochkultur zwischen Euphrat und Tigris. Hochkulturen
gab es aber ebenso in der Südsee (vom Festland ausgehend, etwa dem heutigen Vietnam),
in Afrika und Mittelamerika. Das alte Griechenland, Persien
und das Römische Reich werden ebenfalls dazu gezählt.
*Mesopotamien (auch Zweistromland genannt, das Land zwischen den
Strömen Euphrat und Tigris) ist die vom Armenischen Hochland bis zum
Persischen Golf sich erstreckende Landschaft zwischen Euphrat und Tigris,
die rund 350.000 km2 umfasst. Der Hauptteil dieses Gebietes gehört zum heutigen
Staat Irak, der Norden und Nordwesten zur Türkei und zu Syrien, der Osten zum Iran. Kulturell
war Mesopotamien keine Einheit, es war immer ein bevorzugtes Siedlungsgebiet
für neu einwandernde Bevölkerungsgruppen. In der Jungsteinzeit wurde
Mesopotamien besiedelt von einer Bevölkerung, die Ackerbau betrieb. Merkmale für Hochkulturen
1. Eine effiziente Technologie, meist bezogen auf Ackerbau und Vorratswirtschaft
Eine Hochkultur muss ihre Existenz über Generationen hinweg sichern
können, durch den Anbau eigener Nahrungsmittel; dabei ist es nicht
ausreichend, nur saisonalen Ackerbau zu betreiben, sondern durch Bewässerung
und Handel mit anderen Völkern die Ernährung der eigenen Bevölkerung
zu stabilisieren und zu sichern.
2. Das Vorhandensein von Schrift oder anderer Mitteilungssysteme
Die Schrift, in welcher Form auch immer, ist notwendiges Hilfs- und
Kontrollmittel eines Staates oder Herrschers für die Staatsverwaltung.
Dadurch werden auch wichtige Informationen an die Nachkommen weitergegeben.
Geschichts-Forschung und -Niederschrift sind nur durch die Entzifferung von Schriftzeichen
(hier: Keilschrift) möglich geworden.
3. Berufliche Spezialisierung
Spezialisierung ist ein Ausdruck gesteigerter wirtschaftlicher Effektivität
und Effizienz. Wenn nur für den Eigenbedarf alles selbst produziert wird, wird kein Überschuss
auf einem Markt erscheinen. Eine Steigerung von Qualität und Quantität
ist somit nur schwer möglich.
4. Berufsarmeen oder Sicherheitsdienste
Wenn "Sicherheit" zum Beruf werden kann, ist ein Staat im
Entstehen.
Herrscher selbst und in ihrer Funktion als Repräsentanten von
Staaten benötigen Sicherheitskräfte (Aufseher, Soldaten etc.),
die ihr Leben oder die Ausübung ihrer Macht schützen.
5. Verstädterung (Urbanisierung)
Mit Urbanisierung ist gemeint, dass Menschen an zentral gelegenen Orten,
die auch günstig für Handel und Lebenssituation sind, zusammenleben.
6. Bildende Kunst, Musik und Religion
Aus den erwirtschafteten Überschüssen entwickelte sich die Kunst,
die Herstellung von Schmuck und Zierrat,
. die Auschmückung von Bauten.
Die Errichtung großer Kultstätten zur Anbetung von Göttern sind ein weiteres
Merkmal.
7. Erfassung des gesellschaftlichen Wissens durch den Staat
Wird das Vorhalten und die Weitergabe des individuellen Wissens nicht
gepflegt, so sterben Kenntnisse und Technologien aus. Der Staat kann,
da seine Kontinuität (Lebenserwartung)
. in der Regel größer ist als
die des einzelnen Individuums, als Wissensspeicher und Übermittler für
kommende Generationen dienen. Hierzu wurde ua die Religion genutzt.
Eine andere Art für die Weitergabe von Wissen war zB die Bibliothek
von
Assurbanipal. Ausgrabungen
geben ua hierüber Auskunft.
Keilschrift
.
8. Erhebung von Tributen und Steuern
Der Staat muss finanziert werden, um Verteidungs- oder Angriffskriege
führen zu können, die Staatsdiener zu bezahlen und den oder die Regenten
zu unterhalten. Ein großer Teil der in der Bibliothek von Assurbanipal
gefundenen Tontafeln enthielten wirtschaftliche Hinweise.
Die Ureinwohners. auch
Geschichte Mesopotamien
Sumerer
Das Volk der Ubaidier siedelte sich ~ ab 4
.000 in der Region am Persischen
Golf an, die später als Sumer bekannt wurde. Jahrhunderte später kamen
Semiten
. aus den syrischen und arabischen Wüsten in dieses Gebiet.
Diese Völker vermischten sich mit der Urbevölkerung und es entstand das
Volk der Sumerer. Die Hauptsprache war Sumerisch. Diese Sprache war eine
agglutinierende Sprache, d.h. es wurden Silbenelemente aus beiden Sprachen
zusammengesetzt und daraus eine neue Sprache gebildet. Sie war mit keiner
bekannten Sprache zu vergleichen. Die Sumerer (Sumerisch: Ki-engir / akkadisch:
Shumerum) beherrschten anderthalb Jahrtausende dieses Gebiet.
. Aus
den Ansiedlungen entstanden die bedeutenden Städte Adab, Eridu, Isin,
Kisch, Kullab, Lagasch, Larsam, Nippur und Ur. In den folgenden Jahrhunderten
wurde das Land reich und mächtig. Kunst, Architektur und Handwerk kamen
zur Blüte. Die Sumerer entwickelten eine eigene Schrift, die
Keilschrift.
Für etwa 2
.000 Jahre wurde diese Schrift das Hauptmedium der schriftlichen
Kommunikation in Westasien. Die ersten beschrifteten Tafeln und ihr Inhalt,
ebenso wie die Keilschrift selbst, sollten die Kultur, die sie hervorbrachte,
noch lange überdauern. Die Geschichte der Sumerer konnte überwiegend aus
gefundenen Fragmenten von Keilschrifttontafeln rekonstruiert werden. Der
erste bekannte Herrscher von Sumer war Etana, König von Kisch um 2
.800
. Ungefähr 2
.500 verfiel Sumer. Der akkadische Herrscher Sargon
I. (Regierungszeit um 2335 bis 2279 .) eroberte das gesamte Gebiet
und gründete in Akkad eine neue Hauptstadt.
Akkader
Die semitischen Akkader u.a. semitische Gruppen übernahmen ~ 2
.300
die Führung in Babylonien und wuchsen mit den Sumerern zu einer sprachlichen
und ethnischen Gruppe, zum Volk der Babylonier, zusammen. Mit der Machtübernahme
durch die Akkader wurde auch im sumerischen Teil des Reiches Kleidung,
Bewaffnung und Kriegstechnik der Eroberer übernommen. Nicht die Schrift, aber die Sprache und
Gesittung werden ebenfalls akkadisch, das Staatswesen erhält einen vom
sumerischen Staat grundlegend verschiedenen Aufbau. Der Staat Sargons
(~2350 ) ist ein straff zentralisierter Beamtenstaat gegenüber den
früheren Gottesstaaten, mit einem König an der Spitze, der seine Macht
nicht von einem Gott empfangen hat, sondern selbst Gott ist. Es handelt
sich also um das erste ideologisch fundierte Gott-Königreich der Geschichte.
.
Akkad übernahm die Keilschrift der Sumerer. Die Sumerer übernahmen die akkadische Sprache, aber nicht dieSchrift. Dieser Umstand sollte späteren Gelehrten Probleme bereiten, weil manches keilförmige Logogramm (Wortzeichen) in beiden Sprachen dieselbe Sache bezeichnet, aber in akkadischer Schrift ein anderes
Wort bedeuten kann als in sumerisch. Selbst Experten haben mitunter Probleme
zu entscheiden, in welcher Sprache ein Text geschrieben wurde.
Das Akkadische war von unschätzbarem Wert in dieser Epoche,
in der ein geregelter Fernhandel betrieben wurde (z.B. mit Indien und
Ägypten). Die im Handel häufig verwendete akkadische Sprache zusammen
mit der sumerischen Schrift verbreiteten die gemeinsame Kultur über weite
Strecken. Diese Kultur ist Quelle für viele schriftliche Überlieferungen,
wie Teile des Alten Testaments und der griechischen Mythologie, besonders
der Odyssee und der arabischen Literatur, vor allem den Geschichten aus
Tausendundeiner Nacht. Die in diesem
babylonischen Großreich vereinigten
Völker (
Sumerer und Akkader) beherrschten über Jahrhunderte hinweg den
größten Teil Mesopotamiens.
Babylon
Assyrer
Das Volk der Assyrer ist ein Konglomerat aus Assyrer, Chaldäer und
Aramäer. Sie lebten in ihrer Hauptstadt Assur und im Umland schon Jahrtausende
in dem "fruchtbaren Halbmond” im Euphrat-Tigris-Gebiet.
. Bereits
um 1850 verfügten sie über weitreichende Handelsbeziehungen. Eine
zeitlang gerieten die Assyrer unter die Herrschaft der Hurriter. Unter
Tukulti-Ninurta I. (1234-1198 ) wurde Assyrien erstmals Großmacht.
Tiglatpileser I. (1115-1078 ) drang bis zum Mittelmeer vor und unterwarf
Babylonien. Gleichwohl blieb die Sprache des Handels und der Diplomatie
das überlegene Akkadische.
Die Könige des neuassyrischen Reichs Assurnasirpal II. (883-859 ),
Salmanassar (858-824 ) und Tiglatpileser III. (745-727 ) verhalfen
Assyrien durch erneute Eroberungszüge gegen Urartu im Norden, die Meder,
Kimmerier und Skythen im Nordosten und Syrien und Kilikien im Westen erneut
zur Vormachtstellung.
Sargon II. (722-705 ) kämpfte siegreich in Syrien und Armenien und
konnte Urartu endgültig unterwerfen. Mit Hilfe Elams eroberte er Babylon
und verlegte die Residenz des Reiches nach Dur-Scharrukin. Unter Asarhaddon
(680-669 ) gehörte auch Ägypten zum assyrischen Reich. Der Verfall
begann nach Ende der Herrschaft Assurbanipals (668-631 ). Das Reich
wurde 612 von den Babyloniern und ihren Verbündeten eingenommen. Es
hat sich von diesem Schlag nicht mehr erholt.
Hethiter
Um ca. 2
.000 vuZ kam es zur Einwanderung der Hethiter = Hathi = anatolischen
Volk, aus dem kaukasischen Gebirgsland. Die Hethiter sind Indogermanen
und sprechen eine westindogermanische Sprache. Im Zuge der Einwanderung
spaltet sich das Volk in drei Teile:
1. Die
Luwier dringen bis an die Süd- und Westküste Kleinasiens
vor und setzen sich in den Ländern fest, die die Hethiter Kizzuwatna und
Arzawa nennen.
2. Die
Palaer lassen sich im nördlichen Zentralanatolien nieder.
Ihre Sprache wird später noch bei gewissen Ritualen im hethitischen Kult
verwendet.
3. Die
Nesiten , die eigentlichen Hethiter, dringen in den Halysbogen
im mittleren Kleinasien ein.
Die Hethiter konnten in
. Mesopotamien Fuß fassen und es gelang Ihnen,
auch zeitweise die Vorherrschaft zu gewinnen. Sie hatten infolge ihrer
Eisenbearbeitungstechnik gegenüber den nur in Bronzeverarbeitung bewanderten
Völkern überlegene Waffen und zerstörten u.a. Babylon und eroberten Kleinasien.
Die politische Geschichte der Hethiter beginnt ~ 1
.800 mit den Fürsten
Pitchana und Anitta von Kussara.
. Das hethitische Einheitsreich (sog.
Altes Reich ~ 1
.610 - 1
.410 ) wird geschaffen von Chattusilis I. Das
neue Hethiterreich dauerte ca. 200 Jahre bis ~ 1
.200 vuZ.