Schimpfwörter sind eine Fundgrube, was soziale, psychische, kulturelle und intellektuelle Befindlichkeiten einer Gesellschaft angeht. Sie sind ein Spiegel, wie auch gehässige Witze, die wie Schimpfwörter mehr über ihren Benutzer aussagen als über Opfer solcher Verbalinjurien!
Der Benutzer eines tierischen Schimpfworts stellt sich selbst bloß, da er fälschlich die Tierwelt als weit unter dem Menschen angesiedelt sieht, ja, sie als minderwertig, als Viehzeug, Drecksvieh einstuft, dem alles angetan und unterstellt werden darf. Hat die Bibel etwa recht, wenn sie dem Menschen einen Freibrief ausstellt (s.unten)? Oder gibt sie lediglich das faschistisch-barbarische Denken und Handeln der "christlichen", vorrangig herrschsüchtigen, angeblich von Gott inspirierten Kirchenlehre wieder? Ein Gegenbeweis der behaupteten "göttlich inspirierten" Bibel. Schon Arthur Schopenhauer zog den heute mehr denn je gültigen, illusionslosen Schluss, dass die Menschheit nur die Fortsetzung der Zoologie sei. Oder: Je länger er die Menschen kenne, desto mehr liebe er die Tiere. Es soll aber nicht unterschlagen werden, dass einigen Menschen zwar nur wenige, aber immerhin doch lobende Tierbezeichnungen eingefallen sind.
Die herabwürdigende Einstellung zum "Viehzeug" ist seit tausenden Jahren tief in uns verankert und blendet völlig aus, dass Tiere im Gegensatz zu uns Menschen schuldunfähig sind. Sie lassen sich zwar abrichten wie auch wir Menschen, die wir nicht einmal merken, dass wir selbst idR zugerichtetes Menschenmaterial der Machteliten sind, weit entfernt von Denkfreiheit, Souveränität, Freiheit überhaupt. Gehorchen Tiere aber nicht oder verhalten sie sich nach Menschen-Maßstab "verbrecherisch", folgen sie unschuldig ihren angeborenen Instinkten zur Gefahrenabwehr, zur Ernährung, zur Erfüllung andressierter Reaktionen - mehr nicht. Und diese Instinkte drängen die Tiere, den Allesfresser und Allestöter Mensch zu meiden oder sich ihm bedingungslos zu unterwerfen. Nur der Mensch vermag dank seiner hoch gepriesenen, aber dumm-dreisten Intelligenz und Kreativität, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, juristische Konsequenzen zu erkennen - und zu verkennen.
Diese Verankerung einer letztlich alles umfassenden Verachtung des Lebens wurde schon im AT verkündet und entspricht also der Kirchenlehre seit Jahrtausenden, wenn auch im Zuge des gesellschaftlichen Umdenkens und Umfühlens iS des Naturschutzes die Kirche versucht, dem Trend hinterher zu hecheln, um sich doch irgendwie als Lebensschützerin zu beweisen. Doch was einmal in "Fleisch und Blut übergegangen" ist (Epigenetik), lässt sich nicht einfach ausradieren. Die "göttlich-biblische" Aufforderung, der Mensch solle sich alles Leben untertan machen, schließt den Menschen mit ein, wie auch die Historie und die unten aufgeführten, durchaus aktuellen Schimpfwörter belegen: 1Mo 9:2 ↗ Auch der Satz Lew Tolstois gibt zu denken: "Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben."
Der Mensch gesteht also unbeabsichtigt seine Zugehörigkeit zur Tierwelt anhand der mit Tiernamen belegten Schimpf- und seltener Lobesworten. Aber er verkennt, dass Schmähung oder Bewunderung die Tierwelt nicht treffen kann, wohl aber auf ihn selbst zurückfällt: Sie sind sein Spiegelbild.
Nein, Tiere können keine Gedichte, Romane verfassen, Sinfonien komponieren, prachtvolle Baudenkmäler, wie zB himmelkratzende Kirchendome errichten. Und sie können keine Völker ausrotten, Menschen sadistisch quälen, auf alle nur erdenkliche Weise misshandeln und missbrauchen. Sie können auch keine irren Gedankenkonstrukte und Glaubenskorsette ersinnen usw. Und dennoch werden sie behandelt wie der letzte Dreck!
Jedes tierische Schimpfwort richtet sich mit seiner ganzen herabwürdigenden Bedeutung gegen den schimpfenden Menschen selbst, der sich als Barbar zu erkennen gibt, als Blödian!
Noch ein kurzer Abstecher zum Genre "Tier-Fabel": Um den Menschen das unerwünschte Gefühl zu ersparen, ethisch-moralisch belehrt zu werden, dienen in der Fabel Tiere aller Art dazu, als gerissene Schurken, Brutalos, Rassisten oder als edle, gerechte Wesen beispielhafte Aktionen durchzuführen oder durchzustehen oder darin umzukommen. Auch in der Fabel sind Tiere: Nutzvieh, was sonst?
A▲ |
aalglatt, Aas, Aasgeier, "Adler - Herrscher der Lüfte", Adlerauge, äffisch, Affe, Affenarsch, Affenliebe, Affenschaukel, Affentheater, Affenzahn, affig, nachäffen, Lackaffe, Maulaffe |
B▲ |
Brumm-Bär, Bestie, "fleißig wie eine Biene", Biest, geiler Bock, sturer Bock, Sündenbock. Auf den gegnerischen Menschen gemünzte Wortspielerei: "Quod licet Jovi, non licet bovi" (Was Jupiter erlaubt ist, ist dem Rindvieh nicht erlaubt), Bulle, Bullensau, bullshit |
C▲ |
Charakter-Chamäleon, Charakter-Schwein |
D▲ |
Frechdachs, Dackel, Hüpfdohle, Dominikaner (Hunde des Herrn), Schnapsdrossel |
E▲ |
"ein Gedächtnis haben wie ein Elefant", diebische Elster, lahme Ente, Zeitungsente, Esel, Dukaten-Esel, störrischer Esel, Eselei, Eselsohr, Eselsbrücke, |
F▲ |
Ferkel, Schmierfink, Schmutzfink, Scheißhausfliege, "kalt wie ein Fisch", "nicht Fisch, nicht Fleisch", Raubfisch (statt Jagdfisch), Scheißhausfliege, Fliegenschiss, "Floh im Ohr", "sei kein Frosch", "listiger/schlauer Fuchs" |
G▲ |
gallina spastica (Krampfhenne), dumme Gans, Gänsefüßchen, Gänsemarsch, "einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul", elegant wie eine Gazelle, Geier, Pleitegeier, Gockel, Grünschnabel |
H▲ |
Immobilien-Hai, Hänfling, Gierhahn, halber Hahn, Hahn im Korb, Hahnrei, Hammel, Blödhammel, Leithammel, Neidhammel, alter Hase, Angsthase, Hasenfuß, Hasenherz, Hasenscharte, Krampfhenne, dünner Hering, Investment-Heuschrecke, Platzhirsch, "homo homini lupus (est)" - "der Mensch ist dem Menschen ein Wolf", Hühnerarschgesicht, verrücktes Huhn, dummes Huhn, blindes Huhn, Anstands-Wau-Wau, du Hund, Hunde des HERRN (Dominikaner-Mönche), Hund (Transportkarre in früheren Bergwerken), hündisch, hundemüde, "da also liegt der Hund begraben", feiger Hund, Hundsfott, Sauhund, treuer Hund, frecher Hund, fauler Hund, sehr fleißiger fauler Hund, Bluthund, auf den Hund kommen", hundsgemein, hundsmiserabel, Köter, des Pudels Kern, Hundesohn, Hundstage, treuer Hund, Hundewetter, Schweinehund, Windhund (Charakter-Schmähung), "vor die Hunde gehen", Hyäne, des Pudels Kern Die besondere Wesensnähe zwischen Mensch und Hund (sowie Sau oder Schwein) wird mit der Vielzahl der Schimpfwörter hervorgehoben. |
I▲ |
"sich einigeln", Schweine-Igel |
J▲ |
|
K▲ |
Goldenes Kalb, Kamel, "sich wie die Kaninchen" vermehren, Versuchskaninchen, "sich vermehren wie die Karnickel", "Die Katze aus dem Sack lassen", "die Katze beißt sich in den Schwanz", Naschkatze, Katzenauge, komischer Kauz, Killerwal, Köter, Krähenfüße, Datenkrake, Kröte, "eine Kröte schlucken", blöde Kuh, "das geht auf keine Kuhhaut", Kuhhandel |
L▲ |
Labormaus, lammfromm, Opferlamm, Lausejunge, lausig, "Laus im Pelz", "ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?", "Der Löwe - König der Tiere", "homo homini lupus (est)"↗ www, "Augen wie ein Luchs", Luder |
M▲ |
"Made im Speck", Maulwurf, mucksmäuschenstill, Duckmäuser, "arm wie eine Kirchenmaus", "da beißt die Maus keinen Faden ab", mausetot, "du hast ja 'ne Meise", emsiges Meisenvolk, "bei dir piepst's wohl", Lustmolch, Mückenschiss |
N▲ |
Nashorn |
O▲ |
Ochse, "Ochs' vorm Berg", Hornochse |
P▲ |
Pavian, Pfau, eitler Pfau, Trojanisches Pferd, Pinscher, Pottsau, des Pudels Kern, puterrot |
Q▲ |
Qualle |
R▲ |
Rabenaas, "Ratten der Lüfte" (Tauben) Rabeneltern, Rabenmutter, Unglücksrabe, Ratte, "like a cornered ratt", Rattenlinie, Kanalratte, Rattenschwanz, alle "Raub"tiere (wie Raubfisch, Raubvogel: siehe unter "Tier", Raubzeug, Rhinozeros, Rindvieh |
S▲ |
Sau, arme Sau, Bullensau, Drecksau, "eine Sau durchs Dorf treiben", Sauerei, fette Sau, Sauhund, Lesben-Sau, linke Sau, etwas versauen, versaubeuteln, Rampensau, "die Sau rauslassen", schwule Sau, Umweltsau, Saustall, "sich wohlfühlen wie 500 Säue", Schafskälte, Schafskopf, Tarnung mit einem Schafspelz, Schakal, Schneckentempo, Schnepfe, Bordsteinschwalbe, "stolzer Schwan", Schwanengesang, Brillenschlange, falsche Schlange, Dreckspatz, Spatzenhirn, Schwein, armes Schwein, fettes Schwein, Charakterschwein, Dreckschwein, Hängebauchschwein, Schweinehund, Schweine-Igel, Kameradenschwein, Schweinekram, Schweinepriester, Schweinestall, Schluckspecht, "Pfui Spinne!", Stiernacken, Stinktier |
T▲ |
"wie von der Tarantel gebissen", Friedenstaube, Turteltaube, Tauben als "Ratten der Lüfte" |
U▲ |
Underdog, Untier, Urvieh |
V▲ |
Vampir, Vamp, Vieh!, Viehcherei, Drecksvieh, Mistvieh, Viehzeug, Stimmvieh, Wahlvieh, Vielfraß, den Vogel abschießen, Vogel, vögeln, Galgenvogel, Pechvogel, Raubvogel (statt Greif), Vogelscheuche, schräger Vogel, "den Vogel zeigen", "bei dir piepst's wohl", "du hast ja 'ne Meise" |
W▲ |
Wanze, "Anstands-Wau-wau", "flink wie ein Wiesel", der "Wolf im Schafspelz", wölfisch, böser Wolf, "mit den Wölfen heulen", "sich einen Wolf laufen", "der Mensch ist dem Menschen ein Wolf" ("Homo homini lupus est"), Leitwolf; |
X▲ |
|
Y▲ |
|
Z▲ |
Zebrastreifen, Zecke, Zicke, Zickenkrieg, Ziege, Ziegenbart, Gewitterziege, Zimtziege |