Viele Interpretationen der sumerisch- altbabylonischen Gilgamesch-Sagen
sehen darin die Darstellung der Grundprobleme unseres Daseins:
Das Ringen mit den Naturgewalten, die gesellschaftlichen Machtkämpfe,
Sexualität und Liebe als Ausdruck und zugleich Überwindung
der rohen Naturtriebe, aber auch als Entfremdung vom zeitlosen Urstoff,
und schließlich das von der Natur vorgegebene Hinwandern zum Tode, dem Gilgamesch auf der
Suche nach dem Stoff, der ewiges Leben verleiht, zu entrinnen sucht.
Manche interpretieren die Geschichte als Darstellung des Weges zum
Selbstbewusstsein, aber eigentlich geht es in diesem Epos um den
vergeblichen Versuch des Menschen, das eigene Schicksal zu verstehen.
Gilgamesch.["Bilgamesch" ~ "Der
Alte ist ein junger Mann"] - zu zwei Dritteln Gott und zu einem Drittel
Mensch.
Sagenhafter König (~2.750-2.600) über den sumerischen Stadtstaat
Uruk [in der Bibel als Erech bekannt, heute die Ruinenstätte Warka im
Irak], um 3.000 Zentrum der sumerischen Kultur. Unter seiner Herrschaft
sei die Stadt mit einer 9,5 km langen Befestigungsmauer umbaut worden mit
neunhundert halbrunden Türmen, ebenso soll er inmitten der Stadt die
Tempel. für Anu, den Gott des Himmels und für
Ischtar, die Göttin der
Liebe, errichtet haben lassen [doch in Wirklichkeit sind sie viel älter]. Der
Held kämpft gegen Riesen und Ungeheuer und spielt sich als Tyrann auf.
Enkidu - Alabasterfigur ca. 2.500 (Bagdad, Mus. d. Irak) ![]() | Gilgamesch - Halbgott und Tyrann ~2.750-2.600 ![]() |
Chumbaba - Terrakotta-Relief Isin-Larsa ~2.000 ![]() |
Die Bürger von Uruk bitten die Götter gegen den
Übermut ihres stolzen Herrschers um Hilfe.
Diese schicken dem sich für unbesiegbar haltenden Gilgamesch
aus den Wäldern den wilden Tiermenschen Enkidu,
der Gilgamesch, um ihn abzulenken, zu einem Ringkampf herausfordert.
Kein eindeutiger Sieger.
Er wird zum Diener, Freund und Reisegefährten von Gilgamesch.
Durch den Geschlechtsverkehr mit einer Schamkat (Tempelpriesterin) wird Enkidu der Natur entfremdet und zum Kulturmenschen.
Gemeinsam suchen sie auf ihren Reisen den Ruhm und töten unter anderem Chumbaba, den dämonischen Hüter des
Zedernwaldes im Libanon.
Die Berichte ihrer Heldentaten und ihrer Tapferkeit verbreiten sich in
vielen Ländern.
Zurück in Uruk,.erklärt Inanna ( sumerisch: Ischtar/Innin), die Schutzgöttin der Stadt, Gilgamesch ihre Liebe. Von ihm zurückgewiesen ["Was muss ich dir geben, wenn ich dich nehme?... An der Straße, da sei dein Sitz, ... ... Dann wird dich nehmen, wer immer Lust hat"], schickt sie den Himmelsstier, um die Stadt durch sieben Hungerjahre zu zerstören. Aber Gilgamesch und Enkidu töten
den Stier [nur bruchstückhaft überliefert].
Darauf bestrafen die Götter Enkidu (aber
nicht Gilgamesch) mit dem Tod durch schwere Krankheit. Damit kann sich Gilgamesch aber nicht
abfinden, ihm ist, als sterbe er selber:
"Mich schreckte die Schlacht,
so sterbe ich ruhmlos, mein Freund.
Wer da fällt in der Schlacht,
ist glücklich. Ich aber
dulde Schmach im Sterben.
Ich weine über dich ...
Um Enkidu weine ich, um meinen Freund,
wie ein Klageweib bitterlich klagend!"
Über viele Stationen des Jenseits,.
- dem Gebirge Maschu, von einem Skorpion-Menschenpaar bewacht, wo die
Sonne aus der Tiefe kommt und wieder versinkt,
- dem mit Edelsteinbäumen bewachsenen Garten,
- dem Grenzwirtshaus der Schankwirtin Schiduri
- "dem Wasser des Todes", das er mit Hilfe des Fährmannes
Urschanabi überquert,
unternimmt Gilgamesch eine beschwerliche Reise zum Weisen Utnapischtim am Ende der
Welt (Insel Tilmun weit im Osten/ Bahrein-Inseln?);
von ihm will er das Geheimnis der Unsterblichkeit erfahren,
welche dieser als Geschenk für seine Unterwerfung von den Göttern erhalten hat.
Dieser erzählt Gilgamesch die Geschichte einer großen Flut (ähnlich der biblischen Sintflut-Sage; Utnapischtim baut eine
Arche, in der er die Flut überlebt [es gab häufig große Überschwemmungen
im Zweistromland]).
Der erschöpfte Gilgamesch versagt in einer "Bewährungsprobe", in der
er "sechs Tage und sieben Nächte" wach bleiben sollte, aber
halt sofort einschläft. Für Gilgamesch ist dieser Schlafanfall. schon wie
ein gieriges Zupackenwollen des Todes.
Dennoch enthüllt ihm Utnapischtim, dass sich im Meer ein Gewächs befinde, "dem
Stechdorn ähnlich", das
ewige Jugend verleihe.
Gilgamesch taucht ins Meer und bringt das Gewächs ans Land. "Ich will's
bringen nach Uruk-Gart, es dort zu essen geben und dadurch das Gewächs
erproben! / Sein Name ist "Jung wird der Mensch als Greis" ["Bilgamesch"];
/ Ich will davon essen, dass mir wiederkehre die Jugend".
Doch während er sich am Brunnen wäscht, frisst eine Schlange das Gewächs weg.
So waren alle Mühen umsonst und er kehrt er unverrichteter Dinge mit dem
Schiffer Urschanabi nach Uruk zurück, wo er diesem seine herrlich gebaute Stadt
zeigt.
Am Schluss steigt Enkidus
Geist aus dem Grab auf und beschwört ihn, sich dem irdischen Los zu
unterwerfen.
"Der fruchtbare Halbmond"
Das alte Reich des babylonischen Staates (18. - 6. Jh.) erstreckte sich im
östlichen Teil zwischen den Unterläufen von Euphrat und Tigris.
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Mesopotamien und die heutige politische Aufteilung der Region (mouseover/-out)