Apfel

»Flechten«

Flechten sind ein Paradebeispiel für Symbiosen: Hier haben sich Pilze, Algen und Bakterien zu einer allen Symbiose-Partnern einträglichen Lebensgemeinschaft verbunden. Flechten sind als Verbund von Pilzen, Algen und Bakterien keine Pflanzen. Während stets nur eine Pilzart an der Symbiose beteiligt ist, finden sich oft mehrere Algen- und Bakterienarten in den Flechten.
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Die zur Photosythese fähigen Algen und Cyanobakterien versorgen den Pilz mit Nährstoffen, während der Pilz die Algen gegen ultraviolette Strahlung abschirmt und sie eine Weile vor zu rascher Austrocknung schützen kann. Flechten können von allen Lebewesen das höchste Alter erreichen: Mehrere 100 Jahre alte, sogar über 4 000 Jahre alte Flechten wurden nachgewiesen.

Da diese Organismen die in Luft und Regen befindlichen Schadstoffe nahezu ungefiltert aufnehmen, gelten sie als Indikatoren für die Luftqualität. Vor der Aera der industriellen Schadstoff-Filterung musste ein erhebliches Flechtensterben verzeichnet werden. Der GAU von Tschernobyl 1986 hat zu einer erheblichen Anreicherung abgeregneter radioaktiver Substanzen in den finnischen Rentierflechten geführt. Über die Nahrungskette Rentier-Milch/Fleisch → Milch-/Fleischprodukte → Mensch gelangte die Radio­aktivität zu den Menschen. Von den Pilzen in nuklear belasteten Regionen ist Gleiches bekannt.
Flechten bedecken zusammen mit Algen und Moosen nach Forschungsergebnissen der MPG etwa 30% der weltweiten Landoberfläche (inklusive Pflanzenbewuchs). Und da sie zu einer erheblichen CO2- und N-Aufnahme befähigt sind, besitzen sie einen bedeutenden klimatologischen Einfluss.

Flechten steht kein Wurzelsystem zur Aufnahme von Wasser und Nährstoffen zur Verfügung. Das Flechtenlager nimmt den Wasserbedarf direkt vom Regen und der Luftfeuchtigkeit auf. In Dürrezeiten oder Frostperioden sind sie zu einer Ruhestarre befähigt, in der es zur Einstellung des Stoffwechsels kommt. Diese Ruhephase ermöglicht den Flechten das Überdauern extremer Temperaturen und UV-Exposition.

Neben Proteinen, Aminosäuren, Vitaminen bildet der Pilzanteil der Flechten auch flechtenspezifische Substanzen, zu denen verschiedene Flechten­säuren gehören. Diese sind in der Lage, Gesteinsverwitterung zu beschleunigen, was zur ursprünglichen Bildung der Erdkrume beigetragen hat.

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