entwickeln statt schief-wickeln

oder: aufrichten statt zurichten
Evolution
Vorweg ein kleines Gedankenspiel: Stellen wir uns einmal zusammen mit allen Lebewesen unserer Welt in eine Reihe, angefangen mit den ersten Protozoen, dann über Pilze, Algen, Pflanzen und allen Tieren bis zu den Säugern und deren letztem Entwicklungsergebnis, dem Menschen. Die bis heute nicht vollständig bekannte Artenvielfalt mit unfassbarem Variantenreichtum, für uns unerreichbaren Spezialfähigkeiten und beispiellosen ästhetischen Überraschungen: Uns alle vereinen zwei Qualitäten: Leben und Einzigartigkeit. Jedem Menschen, Baum oder Bakterium sind Leben und Einzigartigkeit eigen. Jede Art in der vorgestellten Kette hat bedeutsame Fortschritte der Evolution gebracht, die ja nicht etwa ein bestimmtes "Endprodukt" anstrebt, sondern ausschließlich eine optimale Integration, Anpassung an die Gegebenheiten der gesamten Umwelt, also der Natur, des Kosmos, des Alls.

 Dieser Schicksalsgemeinschaft aller Lebewesen eingedenk fällt es schwer, nein, ist auch unbegreiflich dumm und krank, den Wert zB des Menschen mit dem Wert irgend eines anderen Tieres, einer Pflanze, einer Mikrobe in Konkurrenz zu setzen. Jedem Lebewesen steht unser Respekt vor seiner Existenz, steht das Recht auf Leben zu. Jedes Lebewesen hängt mit seinem ganzen Sein am Sein. Menschen müssen erkennen, dass sie zum Lebensschutz von allem, was da "kreucht und fleucht", von grundsätzlich allem Leben verpflichtet sind. Sie müssen das alte Testament als Geschichten-Sammlung behandeln und so wenig befolgen, wie etwa uralte Medizin-Schriften, die das Ausbrennen von Wunden mit glühenden Eisen empfehlen oder operative Eingriffe im Vollrausch. Dies heute noch zu befolgen, wäre ein Verbrechen. Sie sollten erkennen, dass jede vermeidbare Störung anderen Lebens letztlich auch menschliches Leben stört, gefährdet oder vernichtet.

 Natürlich dürfen und müssen wir Bedrohungen abwehren. Hier gilt das Notwehrrecht für die gesamte Flora und Fauna. Doch wir Menschen gehen extrem weit über Notwehr hinaus: Brutales Ausnutzen, Ausbeuten, Quälen, Schinden und Schänden, Ausrotten und Vergewaltigen - als ob die gesamte Natur einschließlich dem Menschen - diesem TPS-kranken Gott-Teufel-Zwitter - als Verfügungsmasse zustehe. Die unzähligen Kriege lassen Furchtbares erahnen: dass nämlich die Missachtung sogenannten niederen Lebens psychologisch zur Verrohung des Menschen auch gegen andere Menschen führt: Die Geschichte beweist es. Der Kreis schließt sich! Die Frage ist nicht von der Hand zu weisen: Haben wir Menschen wegen unseres mörderischen Umgangs mit allem Leben der Erde nicht unsere eigene Daseinsberechtigung verloren, unseren Untergang programmiert? Und die Politiker*innen quälen uns immer weiter mit dummen Fehlleistungen, Ausflüchten und Lügen. Sie verweigern eine Richtungskorrektur, lenken uns ab von den soeben skizzierten existentiellen Gefahren, kollaborieren weiter mit größten kriminellen Vereinigungen, deren Mitglieder sie damit sind, und glauben im Ernst, der Spruch des Volksmundes werde schon nicht wahr werden:

Mitgegangen - mitgefangen - mitgehangen.

 Es dürfte den unberechtigten Stolz des Menschen in sich zusammenfallen lassen, wenn er bedenkt, nur 14 Tage ohne die Symbiose mit den Milliarden Bakterien auf und in seinem Organismus nicht überleben zu können. Aber der Mensch unserer "Leitkultur" wird zu diesem Stolz und Hochmut geradezu aufgefordert. Zu diesem Stolz, der eigentlich Überheblichkeit, Hybris in höchster Ausprägung ist, wird er von "Geistlichen" als "Krone der Schöpfung" verführt, gar zum Ebenbild Gottes verklärt, wird auf diese billige Weise trunken gemacht sowie zum ehrfürchtigen, willigen Werkzeug seiner Lehr- und Unzuchtmeister abgerichtet - und zahlt den Preis der ja nur angedichteten "Gottähnlichkeit" mit Leib und Leben, Hab und Gut: Er wird millionenfach verdummteufelt, bestohlen, hingerichtet, abgeschlachtet.

 Das muss ein sonderbarer Gott sein, dem er doch irgendwie gleichen soll. Es geht ja den Kirchenlehrern auch nicht um Gott. Es geht ihnen NUR um Macht, ihren persönlichen Vorteil, ihren Reichtum und die Sicherung ihrer Raub- und Mordbeute! Sie wollen keinen besonnenen, reifenden, sich entwickelnden, sondern den untertänigen, gleichgeschalteten Knecht. Einen "Knecht", der neben der Pappkrone auch noch den zynischen Freibrief der Bibel empfängt, sich an allem Leben dieser Welt zu vergreifen, sich auszutoben - aber nur nicht an den Herrschenden! Dazu benötigen diese eine immer höher gerüstete Polizei und lückenlose Bespitzelung der Aufwachenden, sich Wehrenden nicht mehr Gottähnlichen, sondern nur "Sich-selbst-Ähnlichen". An die Stelle der Kirchenlehre Gott sieht und hört alles, sogar deine Gedanken, Zweifel, Gefühle ist längst die Rundumbespitzelung durch den Staat getreten. Machtsucht ist grenzenlos, die Machtverlust-Angst ebenso. Wir hatten Politiker*innen, die dem Suchtverhalten zu widerstehen vermochten: Ausnahme-Größen.

 Die von der Natur vorexerzierte biologische Symbiose erlaubt kein Zuviel, erlaubt keine unkontrollierte Anhäufung von Macht, Fehlurteilen, Reichtümern und Einfluss, von unbeschränkter Befehlsgewalt im Rahmen des Imperialismus - schönrednerisch Hegemonie genannt. Kurz: eine Symbiose, ein Miteinander-Leben erlaubt nicht das hemmungslose Ausleben der Habsucht, des Schmarotzertums Einzelner. Jedes Zuviel ist immer ein Zuwenig bei den Beklauten, ist parasitärer Diebstahl. Diebstahl am Menschen und ALLEN anderen Lebewesen der Erde. Wir leben in einer permanenten Kleptokratie. Und jedes "neue" Regime arbeitet für den Fortbestand dieser Verhälnisse. Mal hinter der Fassade der gottbegnadeten Aristokratie, mal hinter der Fassaden-Demokratie, immer begleitet von einer korrupten Justiz.

 Damit diese schiefe Entwicklung schief bleiben kann, werden wir von Kindheit an: schief gewickelt; werden die religiösen Institutionen, die seit Jahrtausenden allen letztlich gleichen Regierungsformen als Vorbild dienen, nicht nur geduldet, sondern stur-heil gefördert, alimentiert, subventioniert. Denn das Regieren über Untertanen (von rex, regis = der König) geht so viel bequemer von der Hand. Die Regierungskunst besteht ja nicht darin, lauter zu planen und zu handeln, sondern darin, den Diebstahl an den Untertanen erst dann einzuschränken, wenn die unverzichtbare echte Arbeit der 90-99%igen Volks-Majorität der arbeitsscheuen kassierenden Klepto-Minorität verweigert wird.

 Alle Lebewesen der Erde eint das Band des Lebens und der Einzigartigkeit, eint der inbrünstige Wunsch nach einem gelingenden, zufriedenen Leben. Es ist nicht nur ein ethisches, sondern für alle auch ein funktionelles Band. Gesunder heiliger Egoismus muss unumgänglich zugleich auch gesunder Altruismus sein: Erst die gerechte Teilhabe und Teilnahme aller kann die Egos Aller wirklich zu Frieden stellen. Nur so ist Frieden überhaupt möglich. Nur so können Rechtsstaat und Demokratie gelingen. Die auch und gerade von der Kirche vorgelebte Plutokratie stabilisiert ewigen Unfrieden, Hass und Krieg in der Welt. Nicht Gott, der Kirchenstaat will es so.

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