Paradigmen

und ihr Wechsel

• menschliche Lebensumstände und kulturelle Evolution unter dem Aspekt des Paradigmenwechsels • ©Paradigmen2002 •

Kirchen-Religion vs Humanität

 
 

 
  

Glauben, Aberglauben, Verbrechen: Weil Demagogen es so wollen

Die milliarden Jahre zählende, das Leben begleitende und selektierend gestaltende Evølution hat eine Natur entstehen lassen, die der Mensch als ihre jüngste Entwicklung in ihrer Pracht aber auch Macht wahrnehmen kann. Darin zeichnet sich das Naturprodukt Mensch vor allen anderen Lebewesen aus. Erkenntnisfähigkeit und Selbstbewusstsein haben ihn so zu einem privilegierten und damit zum gefährlichsten Wesen auf dem Erdball gemacht. Er wäre nicht die erste Spezies, die auf dem Wege der natürlichen Selektion wieder ausgelöscht wird.

Er hat im Laufe seiner Geschichte gelernt, die Natur wahrzunehmen, im Ansatz auch zu begreifen. Hat aber erst in letzter Zeit widerwillig Anstrengungen unternommen, sie - seine evolutionäre Mutter - zu berücksichtigen, 'naturgemäß' zu behandeln, zu hegen, ihr gerecht zu werden.

Dabei kann er sich absolut sicher sein, dass die Natur ihn dem 'natürlichen' Selektionsdruck aussetzt, dass er also langfristig nicht eigenen, sondern naturgegebenen Kriterien standhalten - oder von der globalen Bühne abtreten muss! Intelligenz ist eine so facettenreiche Eigenschaft! Es scheint, dass der Mensch dem Aberglauben erliegt, Herr über die Natur zu sein, und es völlig verdrängt, nur ihr Mitglied, Kopist und Deformist in Personalunion zu sein. Einem Aberglauben, den ihm das Christentum seit 2 000 Jahren einflüstert, befiehlt. Dem zu folgen, beweist eine Dummheit, die mit Debilität ziemlich treffend umschrieben ist. Was nützen höchste Teilbegabungen, exzellente Intelligenzquotienten, wenn sie das evolutionäre Panorama ausblenden, nicht die Überlebensfähigkeit sichern?

Wie kommt es, dass sich mit Ausnahme einiger 'primitiver', 'wilder' Volksstämme nahezu die gesamte Menschheit von der Natur abgewendet hat? Sie wie einen Feind misshandelt, ausplündert und dabei so verblendet ist, ihre eigene Herkunft aus eben dieser Natur zu vergessen oder zu leugnen? Nicht zu unterscheiden gelernt hat zwischen Können und Dürfen?

Dabei haben sich die Menschen ursprünglich bei ihrer Götterwahl sehr 'natürlich' verhalten, indem sie die scheinbar göttliche Macht der Eltern später auf Natur-Mächte übertrugen: Unsere Sonne und andere Gestirne, Donner, Quellen, Meer, Winde, Erdbeben.

So wie jeder Mensch die Eltern, seine ersten Gottheiten, mit zunehmender Reife mehr und mehr in ihrer 'Allmacht' relativiert, um sie schließlich neben sich und die anderen Mitmenschen zu stellen, genau so geschah es nach und nach mit all den Naturgöttern: Der Mensch erkannte mit heranreifendem naturwissenschaftlichen Scharfsinn, was den Donner auslöste, was den Blitz, was es mit all den Naturgrößen auf sich hat. Auch sie verloren alles Göttliche, Übernatürliche, Transzendente, Religiöse! Dies aber war der Beginn einer raffinierten Innovation: Haupt- und Übergottheiten wurden ersonnen, schließlich ein Monopol-Gott, der jenseits der Natur, des Universums - und ihnen übergeordnet - geglaubt werden sollte.

Dieser paradigmatische Wechsel zum 'übernatürlichen' Götterkult hat uns auf den letztlich 'todsicheren' Irrweg der Natur­entfremdung geführt. Ein für allemal sollte dem forschenden Menschengeist die Möglichkeit entzogen werden, den ins Jenseits ausgelagerten Gott zu definieren, zu entzaubern und damit zu entthronen. Er sollte nicht mit 'Vermessenheit' denken, eigenverantwortlich auf sich gestellt zu sein, was er doch bei nüchterner Betrachtung seit jeher und immer war, ist und bleibt! Er sollte der Natur entfremdet werden, der Natur, die ihn doch hervorgebracht hat und ihn mit größtmöglichen Gaben und Ressourcen beschenkt hat und weiter beschenkt, die als einzige unsere Fragen an die Zukunft natürlich beantworten kann! Also sollte der Mensch sich von der Natur abkehren, die für alle Religionen die größte und stärkste sowie nachhaltigste Konkurrentin ist?!

Unser christlicher Gott, so wie ihn die Kirchengründer, Kirchenväter, Theologen nach ihrem Menschenmaß gestaltet haben, sollte sich jeglicher Vernunft entziehen: Er wurde zum Machtinstrument der Kirchencliquen umfunktioniert, ein Wahngebilde, das uns angeblich in allen Belangen überwacht, steuert, straft und belohnt. Unsere Kirchen haben uns seit zwei Jahrtausenden diesen Gotteswahn eingegeben! Wie raffiniert, verschlagen und terroristisch sie dabei mit brutaler Mordsgewalt, mit all den unzähligen Lehren, Regeln, Riten, Ge- und Verboten vorgegangen sind, mag ein jeder Zweifelnde und jeder Neugierige, der willens ist, sich dieses Wahns zu entschlagen, mit nüchternem und menschenfreundlichem Verstand nachlesen, nachfragen, nachempfinden.

Er wird sehen, dass sich ein sehr mächtiges und sehr irdisches Imperium um diesen Gotteswahn herum entwickelt hat, das sich mit allen Mitteln dagegen wehrt, in seinen abgesicherten und reichen Geldzuwendungen, in seiner politischen Macht oder behaupteten 'moralischen Kompetenz' auch nur geringfügig eingeschränkt zu werden.

Nietzsches Urteil

Wenn auch Nietzsche einige arg antihumanitäre Grundthesen vertrat, seiner heftigen Ablehnung der christlichen Kirche müssen und können Agnostiker und Atheisten in mehreren Punkten nur zustimmen. Wenn Friedrich Nietzsche schreibt ("Antichrist" 7,62):

"Ich verurteile das Christentum, ich erhebe gegen die christliche Kirche die furchtbarste aller Anklagen, die je ein Ankläger in den Mund genommen hat. Sie ist mir die höchste aller denkbaren Korruptionen, sie hat den Willen zur letzten auch nur möglichen Korruption gehabt. Die christliche Kirche ließ nichts mit ihrer Verderbnis unberührt, sie hat aus jedem Wert einen Unwert, aus jeder Wahrheit eine Lüge, aus jeder Rechtschaffenheit eine Seelen-Niedertracht gemacht. Man wage es noch,»»»

so äußert sich hier ein verzweifelter aber mutiger Philosoph scharf und treffend. Es windet sich ein zutiefst von den Kirchen getäuschter Mensch in den Qualen der Vorstellung, was doch sein könnte ohne diese monströse Organisation. ...

Noch 1985 hat die katholische Kirche versucht, in einem bundesdeutschen Gerichtsverfahren eine Aussage des größten Kirchenkritikers der Gegenwart, eines überaus aufrichtigen, unbestechlichen, mutigen, eines in seinem Werk niemals widerlegten Mannes, nämlich Karlheinz Deschners, als Blasphemie verurteilen zu lassen.
Die Aussage von Deschner lautet:


"Die christliche Kirche ist die größte
Verbrecherorganisation der Menschheit!"


Das Gerichtsverfahren endete mit einem Freispruch. Deschner konnte das Gericht mit seinem fundierten Wissen von den bis in die Gegenwart hinein reichenden Verbrechen der Kirchen davon überzeugen, dass diese Feststellung zutreffend ist! Und sie ist durchaus nicht "nur" moralisch/ethisch, sondern wirklich im strafrechtlichen Sinne relevant, aber wegen der Duckmäuser in der Politik noch unwirksam. Aber dies weiß nur eine Minderheit. Die große Mehrheit verschließt Augen, Ohren und Herz, um das süße Gift der kirchlichen Vormundschaft für alle Fälle nicht zu verlieren. Die Angst vor den angedrohten Strafen, vor den kirchlichen Terroraktionen steckt ihnen in Fleisch und Blut.

Und man kann mit Fug und Recht sagen, dass seit Jahrhunderten nahezu alle Geistesgrößen hart mit der, später den christlichen Kirchen ins Gericht gegangen sind. Peinlich, wenn Kirchenleute dennoch versuchen, etwa J. W. Goethe oder A. Einstein als Gläubige zu vereinnahmen. Sie gebrauchten den Gottesbegriff als Metapher, wie wir Petrus scherzhaft für das Wetter "verantwortlich" machen.

Von der desinteressierten oder uninformierten pferchgewöhnten Masse einmal abgesehen: Nur die Staatsgewalt hält aus durchsichtigen Gründen an der "Kooperation" mit den Gotteswahn-Hütern fest und wagt nicht einmal eine strikte Trennung von Kirche und Staat (Laizität). Nein im Gegenteil: Jährliche Subventionen von über 14 Milliarden Euro lässt der deutsche Staat seine Bürger noch neben der Kirchensteuer an die Kirchen zahlen und tastet diese Unsummen auch bei höchster Finanznot nicht an. Dafür gestehen die Kleriker dem Staat das Attribut der gottgewollten Obrigkeit zu! Nein, die Kirchen sollen nicht im allgemeinen Wettbewerb stehen und etwa nur die Gelder einnehmen, die leistungsgerecht von der Schar der Gläubigen oder Willigen aufgebracht werden, wie das jedem gesunden Menschen in aller Welt auferlegt ist! Die Menschen wollen mehr und mehr diesseitige Wahrheit, Selbstbewusstsein und Selbstverantwortung. Sie lehnen den Gott als jenseitiges scheinheiliges Zerrbild ihrer selbst ab.

Wir haben einen großen und – zugegeben – flinken Sprung gemacht von den kindlichen Religions-Anfängen unserer Ur-Ahnen bis hin zur konzernartigen Kirche von heute. Ich denke aber, dabei nichts prinzipiell Wichtiges übersprungen zu haben. Dabei müssen wir feststellen, dass die Menschen auf fast allen Gebieten Entwicklungen, Innovationen, Wandlungen und Abschaffungen erreicht haben und weiter erreichen wollen, wie die webergarn-Paradigmenseiten in bescheidenem Rahmen aufzeigen. Wir müssen feststellen, dass auch die Vorstellungen von Gotteswesen sich ständig gewandelt und mit der gesellschaftlichen Evolution Anpassungen erfahren haben, bis – ja, bis vor 2000 Jahren sich eine Organisation gegründet hat, die sehr rasch ihre Lehren, Gesetze, Legenden und Strategien als unumstößlich festgezurrt und einbetoniert und bis heute jeglichem Reife- und Wandlungsprozess, jeglicher ernsthaften Kritik entzogen hat:
Die christliche Kirche.
Ein enorm krankhafter, menschenunwürdiger und menschenfeindlicher Vorgang, der alle Lebens-Erfahrungen der Menschen verhöhnt!


Die Kirche von damals wie heute mit ihren faschistoiden Strukturen, hat die großen Massen auf Grund der Terroraktivitäten und der Indoktrination von Geburt an - und dies seit 2000 Jahren - fest im Griff. Wie konnte es kommen, dass die Religion unter christlicher Führerschaft eine radikale Abwendung sowohl von der Natur wie auch eine ebenso radikale Missachtung moralischer Grundsätze vollzogen hat und so in irrsinnigem Umfang strafrechtliche Schuld angehäuft hat?

In dem Glauben und der Hoffnung, die breite Öffentlichkeit wisse weiterhin nicht um die moralische Verworfenheit des Kirchen-Konzerns, wagen es noch heute Päpste, Kardinäle und Bischöfe, die Fassade moralisierender Rechtschaffenheit und Rechthaberei zu präsentieren.



Zum Paradigmenwechsel:
Humanismus, Humanität

Zur Wahrheit durch vernünftige, wissenschaftliche Überzeugung:
E. Haeckel, Die Welträtsel u.a.




Heutige Menschen wünschen sich, freiheitlich, vernunft-orientiert und human zu leben - also kirchenfrei
Es gibt etwa 200 Staaten auf unserer Erde. Ich benötige nur einen Ortswechsel von wenigen Kilometern, um schon als Ausländer zu gelten. Global gesehen bin ich weit mehr Ausländer als Einheimischer auf dieser Welt. Und so verhält es sich auch mit dem Atheismus: Es gibt neben den 10 Großsekten, den Weltreligionen, noch unzählige Kleinsekten, Abspaltungen, Tochter-Religionen, die alle selbstverständlich der Überzeugung sind, den wahren und rechten Glauben zu vertreten.

Üblicherweise bezeichnen diese religiösen Gruppierungen Andersgläubige als Ungläubige. Damit ist jeder Konfessionsfreie, aber auch jeder Konfessionsgebundene für Andersgläubige wie ein Ausländer, ein Ungläubiger! Wenn Menschen nicht an Baal, Zeus oder Jesus Christus glauben, sind sie jeweils für Christus-, Baal- oder Zeus-Gläubige: Ungläubige! Ketzer! Der Absolutheitsanspruch der Religionen auf ihre 'Wahrheit' bedingt zwangsläufig Intoleranz und somit ein ungeheures Konflikt- und Gewaltpotential!

Die Kreuzigung war in der Antike eine weit verbreitete Hinrichtungsart. Die verherrlichende Darstellung eines so abstoßenden Vorgangs erklärt Gewalt in seiner aktiven wie passiven Form zum nicht ausschließbaren Vorgang, sogar zum Bestandteil des Kirchen-Programms!

Aktiv: Was sogar dem 'Gottessohn' angetan wurde, können wir den gewöhnlichen Menschen, allen Lebewesen unbesehen erst recht antun!

Passiv: Was Jesus erduldet hat, müssen auch wir gewöhnlichen Menschen ... usw erdulden.

Ein psychologisch giftiger Freibrief für alle Gräuel! Zusammen mit den unmenschlichen Grausamkeiten, die Jesus selbst in den Evangelien androht und befiehlt, ergeben sich Konsequenzen, die ja ganz offensichtlich im Christentum (und analog im Islam und Judentum) besonders ausgiebig gezogen worden sind.


Monotheistische Religionen lehren auch Unmenschlichkeit,
sind Freibrief auch für mörderische Grausamkeiten,
für Verbrechen aller Art und Schwere!
Sie leben vor, dass mit Hinweis auf Gott alles erlaubt sei!
Dass die Menschheit sich nicht weiterentwickeln muss. Die hier tatsächlich widersprechenden Gebote sind von der Kirche selbst zum Alibi-Zierrat entwertet worden.
Ein entscheidender Grund für alle Herrschaftsformen, auch allen Fassaden-Demokratien, sich nicht von der institutionellen Religion, der Kirche, zu trennen.


In der Medizin gilt die Regel, dass die Vielzahl von Heilmethoden einer Krankheit beweist, dass keine Methode wirklich hilft. Gäbe es eine bis drei sicher wirksame Therapien, wäre ja auch die Entwicklung und Anwendung neuer Methoden unnötig. Keine der zahllosen Religionen, keine Konfession kann die Wahre sein. Daraus können wir einerseits mehr als berechtigte Zweifel am Absolutheitsanspruch all der Religionen ableiten und andererseits schlüssig den Grund erkennen für die auffallende Intoleranz der einzelnen Erlöserkirchen, insbesondere der "Allein selig machenden Heiligen Katholischen Kirche": Bei so vielen Konkurrenz-Religionen müssen einfach die Kirchenlehrer Himmel und Hölle für das Jenseits erfinden, damit die Gläubigen nicht aus Angst (oder übergroßer Vorfreude!) davonlaufen, um z.B. direkt und ausschließlich die Humanität als realitätsbezogenen Leitwert ihres Lebens zu wählen!

Der Glaube, es gebe keinen Gott, also Atheismus, zumindest aber Agnostizismus mit der Konsequenz, sich ganz auf unsere diesseitigen Aufgaben zu besinnen, wird eines Tages zur Selbstverständlichkeit. Unzählige Menschen denken so, werden aber von der machtbesessenen Kirche und ihren Komplizen und Mitläufern eingeschüchtert. Der katholische Religionsunterricht hat es fertig gebracht, dass mir heute noch ein wohlig-romantisches Gefühl beim Klang der Kirchenglocken und ein übler Schauer über den Rücken läuft, wenn nur die Wörter 'Heiden' und 'Atheisten' fallen. "Das müssen böse, verlorene Menschen sein", suggeriert mein indoktrinierter Instinkt. Ich weiß natürlich, dass diese Gefühlsaufwallungen anerzogen sind und mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben, sondern: Die größte Verbrecherorganisation der Menschheitsgeschichte - verkörpert durch unsere "Staatskirchen" - beweist etwas Anderes.

Ja, die Frage taucht auf, ob denn Atheisten, Menschen ohne Gottes-Religion moralisch schlechtere oder doch suspekte Menschen sind – wie es in der Gegenwart noch suggeriert wird. Allein die berechtigte Kennzeichnung der christlichen Kirchen als Verbrecherorganisation müsste diese Frage schon definitiv beantworten. Aber es gibt Forschungsprogramme, die genau diese Frage zum Thema hatten. Die Ergebnisse beweisen, dass gerade die Mitmenschen, die auf Grund ihrer eigenen Einschätzung und ihrer Teilnahme an religiösen Gebräuchen als Gläubige bezeichnet werden können, in allen berücksichtigten Kriterien negativer abschneiden als atheistische Vergleichspersonen: Dies reicht von Jugendschwangerschaften und Abtreibungen über Kindersterblichkeit, Geschlechtskrankheiten usw. bis hin zu Mord! Und warum ist das so?

Wir können zunächst daraus ableiten, dass moralisches Verhalten sicher nicht aus der Bibel, nicht von der Predigt in Kirche, TV oder Bistumsblatt, nicht aus der jeweiligen Religion herrührt, dass sogar religiöse Kirchengläubigkeit einen insgesamt schlechteren Moral- und Daseins-Status mit sich bringt. Unsere Kirchen legen es mit ihrer intensiven Indoktrination und Neurotisierung darauf an, ihre Gläubigen in einem möglichst infantilen Stadium zu halten. Auch hier belegen Forschungen, dass Atheisten im Durchschnitt eine höhere Intelligenz und bessere Ausbildung vorweisen können. Der Verdacht oder besser gesagt die Gewissheit zwingt sich auf, dass die Kirchen hierbei das Kalkül verfolgen, ihre Mitglieder würden auf diese Weise der "Mutter Kirche" ergebenst Treue halten, nicht davonlaufen und eigene Wege gehen, wie es eine normale Persönlichkeits-Reifung mit sich bringt.

Die soziologischen Untersuchungen schließen also einen verbessernden Einfluss auf die genuine menschliche Moral durch Religion aus, legen sogar das Gegenteil nahe. Was hält die Menschen denn wirklich dazu an, sich gut oder schlecht zu verhalten? Die Menschheit macht auch kulturell, ethisch, moralisch eine Evolution durch. Dem bei der Evolution der Arten maßgeblichen Gen (Ch. Darwin) entspricht in der kulturellen Evolution das Mem, ein vom britischen Biologen Richard Dawkins geprägter Begriff. Diese Meme breiten sich aus oder verschwinden wieder, werden tradiert, selektiert und machen so in den Gesellschaften bestimmte Verhaltensmuster, Übereinkommen, Moden, somit auch ethische / moralische Grundsätze usw. zum Bestandteil des realen täglichen Lebens: Mündige, selbstverantwortliche Menschen vorausgesetzt. Und diesen Menschentypus will die demokratiefeindliche Kirche nicht!

Denn dieser Menschentypus ist durchaus kein Materialist, Wissenschaftsfetischist und gefühlskalter Egozentriker. Nein, er hat Träume und Visionen, Zweifel und Hoffnungen, die sich auf ein diesseitiges, ein ausgefülltes Leben unter Menschen, auf Humanismus, Humanität ausrichten, nicht billig vertröstet aufs Jenseits, nicht erstarrt in den lebens- und menschenfeindlichen Regeln einer absoluten und damit absolut intoleranten Kirchenmoral, verkündet von einer Klerikerkaste, die selbst zu jeder Zeit bei eigenem Bedarf alle Moral missachtet!

Hier kann die Kirche einfach nicht mitreden. Sie beharrt auf ihren Traditionen und ist dummerweise auch noch stolz darauf. Noch heute auf die Gültigkeit des Alten Testaments zu pochen, in dem Gott als Killer, als Völkermörder, Triebtäter und hemmungsloser Wutnickel präsentiert wird, erklärt vielleicht, warum die Kirche millionenfache entsetzliche Verbrechen begangen hat und bis heute glaubt, sie nicht sühnen zu müssen bzw. selbst nicht glaubt, was sie doch den Gläubigen über Himmel und Hölle nach dem Tod vorlügt. Es erklärt weiter, dass diese Kirche gar nicht an der Evolution des realen Lebens ("pfui!") teilnehmen will und kann, nicht an den Entwicklungen in religiösen Fragen, die mehr und mehr zu ganz irdischen psychologischen Fragen geworden sind. Die Erziehung der Kleriker und der ihnen anvertrauten Menschen - ich muss es wiederholen - ist eine realitätsfeindliche widernatürliche Erziehung. Nur wenn sich Menschen dieser schädlichen "Dauersuggestion" aussetzen und ergeben, kann die Kirche weiter bestehen.

Die Kirchenlehre verkündet einen allmächtigen, allgütigen, allwissenden Gott. Zu dumm, dass ein Allmächtiger ja dann auch alles gemacht hat: Gutes und Böses, oben und unten, den Bandwurm und die schnurrende Katze, den Priester und den Humanisten, den Massenmörder und den beschaulichen Philosophen, das Alles und das Nichts! Wozu also ein Gott? Nicht Gott, sondern der Mensch muss Missstände beseitigen. Nicht die Kirchen, sondern die aufgeklärten Menschen haben gegen erbitterten Widerstand der Kirchen mit Wissenschaft, Kunst und Fleiß die europäische Kultur geschaffen! Wozu also Gott? (Wenn es denn unbedingt ein Gott-Wesen sein muss, dann ein Gott in Allem und Jedem, in Stein, Wurm und Wiesenblume, ein Pantheismus. 'Gott' – eine Metapher.) Im Vertrauen auf die ewig währende Dummheit ihrer Schafe vertritt die Kirche aber ihre intellektuell und humanitär katastrophale Gottes-Lehren. Der Glauben kann bei vielen Menschen offenbar auch von unbegrenzter Dummheit und Geisteskrankheit der verkündenden Kirchen nicht erschüttert werden.

Auch dem Nichts ist der Mensch in seiner Fantasie ausgesetzt. Das Nichts bereitet ihm Angst und Grauen. Ist er doch zeitlebens an ein Dasein voller Sinneseindrücke und Emotionen gewöhnt. Mit dem Tod droht doch das Nichts!? Nein, das Nichts droht nicht und ist nicht grauenvoll, da der verstorbene Mensch mangels jeglicher organischer Funktionen nicht wahrnehmungs-, nicht empfindungsfähig ist. Nur dem lebenden Menschen scheint das Nichts mit allen denkbaren Schrecken behaftet, scheint es bedrohlich. "Folgerichtig" sieht die zynische, herrschsüchtige Kirche ihre Aufgabe darin, als Glaubenslügnerin das Nichts mit allerlei Fabelgestalten zu bevölkern und mit Höchstprämien und Höchststrafen auszustatten: Ein ewiges, nicht etwa geistiges, sondern ganz gewöhnlich materielles(!) Leben in Wonne und Glück, ein Treffen mit allen Lieben und – natürlich! – Heiligen und was das Herz sonst noch begehren könnte. Oder ewige Qualen in der Flammen-Hölle! Dreist-verlogene, bauernfängerische Drohungen und Verheißungen statt ehrlicher und wirklich Seelenfrieden stiftender Hilfe: So macht sich die Kirche seit Jahrtausenden die Menschen untertan, gefügig und bereit, eben diese Kirche für ihr missbräuchliches Wirken auch noch üppigst zu bezahlen! Alle 'Zeugenaussagen' von Beinahe-Toten besagen nichts anderes als eine Restfunktion des Gehirns mit bestimmten visuellen und gefühlshaften Wahrnehmungen.

Nur Staub? »»»

Mit dem Tod ergeht es dem Menschen, wie allen anderen Lebewesen. Das Leben wird auf anorganische Materie reduziert. Der Körper fällt dieser ewig(!) existierenden Materie anheim. Jeder, der jemals ein geliebtes Haustier um sich hatte, weiß, dass Tiere ein Gefühlsleben haben. Die Kirche ist so großzügig mit Geschenken, die sie nichts kosten: Sie hat exklusiv dem Menschen eine selbständige Seele 'geschenkt', über deren Existenz man natürlich wie über alle Fantasie-Produkte ohne Ende spekulieren kann. Unsere 'Seele' ist wie unser Denken und Fühlen das organgebundene Produkt biochemischer und elektronischer Hirnvorgänge und mit dem Tode gibt es diese Seele mangels Hirnfunktion nicht mehr, sie hat keinerlei religiöse Herkunft, lässt sich aber wunderbar als Vehikel für den Religioten-Unfug missbrauchen. Jedes Lebewesen hat ähnliche, mehr oder weniger differenzierte seelische Empfindungen.

Erklärt diese angebliche Exklusivität einer menschlichen Seele, dass sich die Gemeinschaft der Gläubigen so wenig Gedanken über die gepeinigten Tiere im Alltag, in der Massentierhaltung, im Krieg und im Labor und erst recht wenig Gedanken über deren 'Leben nach dem Tod' macht? Juristisch gilt das Tier als Sache. Und solange wir die Tiere und alle Lebewesen nicht als Familienmitglieder, sondern als ethisch belanglose Ware begreifen, wird es unter uns Menschen den gleichen Vernichtungskrieg, das gleiche Schlachthofdenken und -handeln geben. 'Geistliche' wissen, erahnen nichts von diesen Zusammenhängen?! Nein, weil sie zu Funktionären der Kirche für die Kirche ausgebildet werden. Eine weitere katastrophale kirchliche Fehlleistung. Wir sind nicht von einem Hexer in die Natur hineingeschaffen, sondern sind das Ergebnis der Evolution und tragen Merkmale und Errungenschaften der gesamten Entwicklungsgeschichte vom Einzeller bis zum aufrecht gehenden Menschen in uns!